Gartenfreunde auf Tour!

Das Obst-Arboretum von Hans-Joachim Bannier in Bielefeld-Olderdissen war das Ziel der Gartenfreunde vom Obst- und Gartenbauverein Soest. Bei bestem Wetter empfing uns Herr Bannier, der auch Apfelpapst genannt wird, in seinem Obsthof. Zunächst erklärte er uns, dass der Begriff Arboretum Baumsammlung bedeutet. In seiner Plantage stehen 350 verschiedene Obstsorten. Außer Äpfeln wachsen dort noch Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Sein Augenmerk liegt bei den in Vergessenheit geratenen Apfelsorten. Ab 1995 begann er zu sammeln und nur wenige Menschen wussten, wie diese einzelnen Sorten heißen und wofür sie besonders geeignet sind. Äpfel sind ja nicht nur zum rohen Verzehr da, sondern sie werden zum Backen, Dörren und zur Mostproduktion eingesetzt. Zunächst versuchte Herr Bannier über verschiedene Obstbau-Institute Genaueres zu erfahren, aber die winkten ab und auch in der Literatur gab es nur ungenaue Angaben. Dann hat er erfahren, dass es in der früheren DDR noch 5 Personen gibt, die sich auskennen. Er ist dann mit 40 verschiedenen Sorten hingefahren und innerhalb von 10 Minuten konnten diese Experten 35 davon bestimmen, bei 5 Sorten mussten sie passen. Dieses Wissen hat ihm sehr imponiert, aber trotzdem hat er im nächsten Jahr diese Sorten noch einmal vorgestellt und das Ergebnis war gleich. Viele Apfelsorten sind schon 800 Jahre alt, wie z. B. der Edelborsdorfer und es gibt einige Sorten, die erst nach 15 Jahren Wachstum die ersten Früchte tragen. Äpfel können sich nicht selbst befruchten, sondern müssen veredelt werden. Dafür muss ein gesunder Zweig auf eine Unterlage gepfropft werden, die sorgfältig ausgewählt sein sollte, da sie das Wachstum beeinträchtigen kann.
Nach so viel Fachwissen begann der Rundgang durch die Obstreihen und Herr Bannier stellte uns verschiedene Sorten und ihre besonderen Merkmale vor. Hier eine kleine Auswahl:
Ontario (gibt es kaum noch)
Ein guter Lagerapfel, hält bis Mai-Juni, Ernte im November
Braeburn
Nichts für unsere Gegend, sehr Mehltauanfällig
Glockenapfel
Etwas sauer und etwas Schorfanfällig, Lagerfähigkeit bis Mai
Seestermüher Zitronenapfel, gibt es seit 100 Jahren,
guter Gartenapfel, guter Geschmack, aber nur 6-8 Wochen lagerfähig
Luxemburger Triumph, wächst bis in Höhenlagen von 1200 m
Schmeckt gut, aber nur 6-8 Wochen lagerfähig
Alkmene, Tochter von Cox Orange und Geheimrat Oldenburg
Sehr robuste Sorte, die gut schmeckt, im September reif ist und bis Weihnachten hält
Biesterfelder Renette, wächst breit, für Obstwiesen geeignet
Sehr guter Geschmack, etwas Krebsanfällig
Finkenwerder Prinz, wird auch Hasenkopf genannt
Hat keine Krankheiten, schmeckt sehr gut und ist bis Juni lagerfähig
Discovery, eine neue Sorte, neuer Augustapfel
Sehr lecker und sehr guter Ertrag
Jonathan, wurde 1880 in den USA gezüchtet und kam 1960 in unsere Hausgärten
Sehr krankheitsanfällig, keine Schönheit
Topas, neue Züchtung mit Wildapfel-Gen
Schorfresistent, dafür neue Krankheit mit schwarzen Flecken

Die Liste könnte noch um viele Sorten verlängert werden, aber das würde den Bericht sprengen. Es war auf jeden Fall eine lehrreiche Exkursion und man kann gar nicht mehr verstehen, warum der konventionelle Apfelanbau sich auf so wenige Sorten, die zur Zeit im Handel sind, beschränkt.

Einen guten Tipp gab es zum Schluss der Führung: Wellpappringe um die Obstbäume legen und damit die Maden des Apfelwicklers fangen. Nach 4 Wochen erneuern und die alte Pappe verbrennen.

Nach dem Mittagessen im Meierhof am Tierpark Olderdissen war das Freilichtmuseum in Detmold das nächste Ziel. Dort gibt es die Sonderausstellung: „Marsch, marsch ins Beet“. Außer den alten Gebäuden galt es etliche verschiedene Gartenanlagen zu besichtigen. Im Gräftenhof ist ein alter Bauerngarten zu finden mit einer enormen Gemüsevielfalt. Stangenbohnen, Melde, Salat, Zwiebeln, Sellerie u.v.a.. wechselten sich in den Beeten ab, man hätte so ernten mögen. Auf dem Münsterländer Hof sind „Hängende Bohnen“ zu sehen. Das weckte Erinnerungen an die eigene Kindheit, wo diese Art der Aufbewahrung für den Winter völlig normal war. Ganz in der Nähe dieser Hofanlage steht eine alte Schule, die aus dem Soester Ortsteil Thöningsen stammt. An der Kappenwindmühle vorbei erreicht man das Paderborner Dorf. Hier stehen viele alte Bauernhäuser, die teilweise noch möbliert sind und der Blick in die sogenannte „gute Stube“ war sehr anregend, aber wohnen möchte man darin heute nicht mehr. In den Küchen und Arbeitsräumen sind die Werkzeuge und Geräte für die Milchsäuregärung von Kohl, für das Einmachen und Dörren von Obst ausgestellt und die Molle und das Krummholz für die Schlachtung von Vieh und Pökelfässer zum Einsalzen von Fleisch und Schinken. In einem Bauernhaus konnten wir den „Westfälischen Himmel“ betrachten. Würste und Schinken hingen früher nämlich gut „gesichert“ unter der Küchendecke. Im Apothekengarten wachsen heilende Pflanzen. Selbst der hochgiftige Bella-Donna-Strauch war vorhanden. Sehr interessant war noch der „Drei-Viertel-Takt“-Garten, der über die Fruchtfolge im Gartenjahr aufklärt. Auch die Möhrenkiste fand Beachtung, denn diese Art der Eingrabung von Gemüse wurde früher fast überall praktiziert. Gewöhnungsbedürftig war der „Paletti“-Garten und sehr gesund sahen hier die verschiedenen Gemüse in den Plastikkästen nicht aus. Diese Anlage stellt den aktuellen Stadtgartentrend mit mobilen Elementen dar. Mit vielen neuen Eindrücken, und Erinnerungen an frühere Zeiten verließen wir dieses geschichtsträchtige Museumsdorf.

Der Ausflugstag bot zwei unterschiedliche Orte an, aber von beiden können wir mitnehmen, dass man das „Alte“ bewahren und beachten sollte. Herr Bannier zeigt das mit seinen alten Apfelsorten und das Museum mit seiner Gartenausstellung und dem Untertitel: „Neu verliebt in alte Sorten“.